Presseaussendung Kindermedizin
Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie hat anlässlich des Welt-Kindertages am 1. Juli die folgende Pressemeldung an die Printmedien übermittelt:
Einen Pressespiegel zu dieser Aussendung finden sie hier: Pressespiegel der ÖGKJCH
Presseaussendung zum Weltkindertag am 1. Juni 2015
Falsche Sparpolitik in der Kindermedizin
Immer mehr Kinder werden von Ärzten operiert, die nicht dafür
ausgebildet sind – jetzt hätte man die Chance das zu ändern. Die Politik
ist gefordert.
In der österreichischen Gesundheits- und
Spitalspolitik wird viel zu wenig Rücksicht auf Kinder genommen. Das
belegen Zahlen und Fakten eindeutig:
Laut einer Erhebung der Gesundheit Österreich GesmbH werden im chirurgischen Bereich gerade einmal die Hälfte der 0-4 jährigen Kinder von speziell ausgebildeten Kinder- und JugendchirurgInnen operiert, bei den 10-jährigen sinkt die Rate auf ca. 35%. 10.000
Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren wurden alleine 2013 an
Erwachsenen allgemein- bzw. unfallchirurgischen Abteilungen versorgt.
Sogar
im nicht-operativen Bereich liegt die Rate der Kinder- und
Jugendlichen, die an spezialisierten Kinderabteilungenbehandelt werden,
nur bei ca. 80%.
Somit werden in Österreich viele Kinder- und
Jugendliche von Ärztinnen und Ärzten der Erwachsenenmedizin behandelt,
die im Kinderbereich bis dato keine geregelte Ausbildung haben.
Mit
der Neufassung der Österreichischen Ärzteausbildungsordnung gibt es eine
Chance, dies zu ändern. Dies kann einerseits durch die Einführung einer
verpflichtenden „Kinderausbildung“ erfolgen, die all diejenigen
Ärztinnen und Ärzte nachweisen müssen, die Kinder behandeln wollen. Andererseits
muss besonders bei Säuglingen und Kleinkindern eine verpflichtende
Zuweisung an die entsprechenden Kinderzentren erfolgen. Anders ist eine entsprechende und optimale Versorgung von Kindern nicht möglich.
Es geht dabei um genaue
Kenntnisse des kindlichen Organismus, um das Erkennen und Behandeln von
Kindernotfällen, das Beherrschen einer altersgerechten Schmerz- und
Infusionstherapie und den sensiblen Bereich von Missbrauch und
Misshandlung bei Kindern und Jugendlichen.
Dies dient nicht
allein der Qualitätssicherung und dem Schutz unserer Kinder, sondern
kann auch im Schadenfall unangenehme rechtliche Auseinandersetzungen
verhindern.
Kinder- und Jugendärzte fordern eine klare Lösung
Die Verfügbarkeit der Kindermedizin in Österreich ist hoch: Fachärzte
für Kinder- und Jugendchirurgie stehen an sieben Standorten in ganz
Österreich zur Verfügung, die Pädiatrie ist sogar an mehr als 50
Abteilungen vertreten. Wir fordern daher den Gesetzgeber auf, für unsere Kinder einzutreten und für eine klare Lösung dieser Problematik zu sorgen.
Kinder haben ein Anrecht darauf einer Ärzteschaft zu begegnen, die an
spezialisierten Einrichtungen tätig ist und strukturierte
kindermedizinische Ausbildungsinhalte vorweisen kann.
Anlass für
diesen Vorstoß der Österreichischen Gesellschaft für Kinder und
Jugendchirurgie ist der Weltkindertag – und die Bewusstmachung der
Kinderrechte, die in der Kinderrechtskonvention niedergeschrieben sind.
Unsere
Gesellschaft fordert deshalb vehement die Umsetzung einer
hochqualifizierten Kindermedizin in Österreich ein. Diese erfordert
neben dem kinderspezifischen ärztlichen Fachwissen auch die kindgerechte
Unterbringung, eine kindergerechte Pflege und die Möglichkeit der
Elternbegleitung.
Priv.-Doz Dr. Johannes Schalamon
Präsident der ÖGKJCH
Prof. Dr. Alexander Rokitansky
Fachgruppenobmann der ÖGKJCH
OA Dr. Thomas Petnehazy
Sekretär der ÖGKJCH