Erfahrungsbericht Helsinki 2016 – ÖGKJCH

Erfahrungsbericht Helsinki 2016

Observership Kinderchirurgie Helsinki

Gut, zugegeben – es hätte vielleicht eine bessere Jahreszeit gegeben um Helsinki zu besuchen. Im November ist es hier doch etwas ungemütlich. Das ermöglichte mir jedoch mich ganz auf die finnischen Patienten zu konzentrieren.

Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie liegt im Nordwesten von Helsinki und befindet sich gemeinsam mit den Abteilungen für Pädiatrie in der „Lastenklinikka“. Hier sind alle interdisziplinären Stationen, zwei Intensivstationen, Neonatologie, 10 Operationssäle, Kinderradiologie, Kinderpathologie, Physiotherapie sowie eine Schule untergebracht.

Der Tag beginnt hier um kurz vor 8:00. Treffpunkt ist die Station 6, hier ist der Großteil der neonatalen chirurgischen Patienten untergebracht. Zwischen Spielzeug und Kleinkindern drängt sich die Visite. Man nimmt sich viel Zeit um mit den Eltern Diagnostik, Therapie und das weitere Prozedere zu besprechen. Nachdem die notwendigste Dokumentation erledigt ist, geht es in den OP. Das Programm erstreckt sich über mehr als 10 Säle. Chirurgen aus allen Disziplinen versorgen hier ihre kleinen Patienten. Besonders fällt mir die große Anzahl an Pflegepersonal auf. Eine Hand unterstützt die andere. Die Dokumentation erfolgt in großen Teilen handschriftlich, was viel Zeit spart.

Auch in der kleinen Tagesklinik wird sehr effektiv gearbeitet. Hier werden ca. 10 Patienten täglich auf engstem Raum versorgt. Routineeingriffe wie Orchidopexien, Hernien, sowie laparoskopische und endoskopische Eingriffe stehen hier auf dem OP Plan.

Das besondere an Finnland ist die Verteilung der kinderchirurgischen Patienten. Seit Jahren gibt es eine gesetzliche Regelung, die besagt, dass alle Patienten mit Gallengangsatresien in der Universitätsklinik in Helsinki versorgt werden. Auch Patienten langsteckigen Ösophagusatresien werden hier betreut. Dadurch konnte die Patientenversorgung deutlich verbessert werden, wird mir erklärt. Auf der kleinen neonatalen Station finde ich daher in 13 Betten 4 Kinder mit einer Ösophagusatresie und 2 Kinder mit einer Gallengangsatresie.

Die Ausbildung der Assistenten steht im Vordergrund des klinischen Alltags. Zwei Asssistentinnen sind hier derzeit in Ausbildung, eine Assistentenstelle dient als Rotationsplatz für Asssistenten aus den anderen 4 kinderchirurgischen Abteilungen in Finnland. So soll die flächendeckende Versorgung garantiert werden.
Um den chirurgischen Assistenten möglichst viel Zeit im OP zu ermöglichen wird die Stationsarbeit zu einem guten Teil durch Pädiater unterstützt. Jede Station wird durch einen pädiatrischen Assistenten oder Facharzt ergänzt. „Team Work“ wird hier groß geschrieben. Auch mit den Kollegen der Radiologie und Pathologie wird eng zusammengearbeitet.

Insgesamt wird hier deutlich mehr Zeit mit Patienten verbracht, da die administrativen Tätigkeiten im Vergleich zu unserem System deutlich reduziert und besser verteilt sind. Als Beispiel erfolgt die Aufklärung von Patienten und Eltern nur mündlich- nicht schriftlich. Ob das keine rechtlichen Probleme bereitet, frage ich. Die Antwort ist ein deutliches nein. Eltern fühlen sich wohl besser behandelt und betreut wenn man sich mit Ihnen und nicht mit Papieren und Computersystemen beschäftigen kann.

Mein Eindruck dieser Klinik ist sehr positiv. Ich konnte ein breites Spektrum von Traumaversorgung über Transplantationschirurgie bis hin zur neonatalen Chirurgie erleben und viel Neues dazulernen.

Ich bedanke mich bei allen, besonders Doz. Schalamon, die mir diesen lehrreichen Aufenthalt ermöglicht haben.

Dr. Hannah Ladenhauf
Assistenzärztin für Kinder- und Jugendchirurgie
PMU Salzburg